KUENSTLER_Volkmann_Johannes_2

«La convivencia pacífica comienza con cada acto de paz.
La suma de todos los actos de paz da lugar a un mundo en paz.»

1968
Geburt in München
1968
1993
Holzbildhauerlehre auf der Holzfachschule, Oberammergau
Schnitzmeister: Herbert Koch / Gesellenbrief
1993
1993-1995
Weiterbildung auf dem Figurentheater Kolleg, Bochum
Freies Figurentheater / Zertifikat
1993-1995
1995-2000
Studium an der Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg
Studienfach „Kunst und öffentlicher Raum“ bei Prof. J. P. Hölzinger / Diplomabschluss
1995-2000
seit 2000
Freischaffender Künstler mit grenzüberschreitenden Arbeiten zwischen bildender und darstellender Kunst
Die radikale Suche nach der Reduktion der Mittel ist der zentrale Ansatz. Zunehmend wird die soziale und gesellschaftspolitische Ausrichtung der Projekte vordergründig.
seit 2000
1995
Gründung „Das Papiertheater“
Spartenübergreifendes Materialtheater www.dasPapiertheater.de
1995
1998 – 2001
Initiator der “Sozialen Skulpturen Projekte“
Stadträumliche Interventionen mit Kindern
(Katalog erhältlich)
1998 – 2001
2001 – 2004
Mitbegründer des „buero für integrative kunst“
Interdisziplinäre Kunst im öffentlichen Raum www.integrative-kunst.de
2001 – 2004
2006
Gründung des „Verlags Erlesene Bücher“
2006
2009 – 2014
Projekt „unbezahlbar“
Weltweites Kunstprojekt www.unbezahlbar.dasPapiertheater.de
(Katalog erhältlich)
2009 – 2014
2014 – 2018
Initiator von «Konferenz der Kinder»
Gesellschaftsinszenierung Nr. 2
www.konferenz-der-kinder.de
2014 – 2018
2015
Gründung der „Fa. Zusammenkunst“
Interdisziplinäres Forum
www.zusammenkunst.com
2015
2015/16
„anders herum denken“
Gesellschaftsinszenierung Fürth/Nürnberg
(Katalog erhältlich)
2015/16
2016
„Die innere Stadt“
Gesellschaftskunst im Angesicht der Flucht
(Katalog erhältlich)
2016
2014-2018
„Konferenz der Kinder“
Weltweites Projekt
www.konferenz-der-kinder.de
(Projektbuch erhältlich)
2014-2018
2018-2022
„Gipfelkonferenz der Kinder“
Der „Tempel der Entwaffnung“ soll gebaut werden. (Projektbuch erhältlich)
Säulen des Friedens
2018-2022
2018
1. Gipfelkonferenz der Kinder
Straße der Menschenrechte, Nürnberg in Zusammenarbeit mit der ASSITEJ Liechtenstein und PAD Bonn
2018
2018
Biennale du sculptur in Quebec / Kanada
2018
2019
2. Gipfelkonferenz der Kinder
Reichsparteitagsgelände Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut https://youtu.be/XEy0tce9Q8M
2019
2020
3. Gipfelkonferenz der Kinder
AEG Gelände Nürnberg
https://youtu.be/A3Zzs1zKNN0
2020
Dr. Patrizia Wackers
Herr Volkmann, im Mittelpunkt Ihrer neuen Kunstaktion steht eine Papiertüte. Sie benutzen sie als Symbol für den Frieden. Ist das nicht eher ein ungewöhnliches Requisit in diesem Zusammenhang? Was möchten Sie damit ausdrücken?
Johannes Volkmann
Die Tüte ist ein Gegenstand des Konsums, die wir tagtäglich benutzen. Diese vertraute Funktion wird symbolisch umgewidmet. „Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt“ Was das für jeden ist, kann ganz unterschiedlich sein. Damit können wir in eine Auseinandersetzung gehen.
Dr. Patrizia Wackers
1995 haben sie in Nürnberg Das Papiertheater gegründet, mit dem sie gesellschaftspolitische Inszenierungen gestalten. Was fasziniert sie gerade am Papier?
Johannes Volkmann
Am Papier fasziniert mich seine Beschaffenheit, die Vielseitigkeit, Veränderbarkeit und Verletzlichkeit. Es ist das Zusammenspiel von Licht und Schatten, was das Papier für mich so reizvoll macht. Durch einen Knick wird das Papier stabil, wie bei einer Papiertüte. Diese bietet wiederum vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten. Man kann sie bemalen, etwas auf sie drucken oder sie auch bekleben. Sie kann zu einem gestalteten Objekt werden.

Außerdem schlägt die Papiertüte auch noch den Bogen zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘.
Dr. Patrizia Wackers
FRIEDEN LEBEN, das war auch das gemeinsame Jahresmotto 2020 der katholischen Hilfswerke für ihre jeweiligen Aktionen mit den deutschen Diözesen. Zusammen mit MISEREOR in Bayern, Missio München, Renovabis, der Domberg-Akademie. Stiftung Erwachsenenbildung der Erzdiözese München und Freising und der Abteilung Weltkirche der Erzdiözese München und Freising gestalten Sie eine gemeinsame Kunstinstallation rund um die Frage Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt. Damit lenken Sie den Fokus auf eine Welt, in der es immer noch Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen gibt. Was setzen Sie dem entgegen?
Johannes Volkmann
Auf dem Münchner Odeonsplatz wird ein Feld mit rund 250 Papiertüten aufgestellt. Das verbindende Element ist ihr gemeinsamer Aufdruck: Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt“. Diese Frage ist auch auf der ca. 3,5 Meter hohen Tüte zu lesen, die ebenfalls auf dem Platz steht und zum sichtbaren Zeichen wird. Bis ins Frühjahr 2022 gibt es ein Aktionsprogramm und zum Abschluss eine Theateraufführung.
Dr. Patrizia Wackers
Als Künstler sind Sie dafür bekannt, dass sie viele Menschen mit Ihren Kunstaktionen ansprechen. Wer kann sich hier beteiligen?
Johannes Volkmann
Kinder, Jugendliche und Erwachsene, d.h. Alle können hier mitmachen. Sie können die Vorderseite der Tüten mit ihrem „Beitrag zum Frieden“ gestalten. Und dann zeigen sie ihre Tüten anderen, und die können dann Ihre Gedanken dazu auf der Rückseite aufschreiben. Es entsteht also ein ganzes Jahr lang ein Dialog über das friedliche Handeln. Und auf den Papiertüten kann man das nachempfinden, möglicherweise auch dann, wenn die Tüten ganz normal zum Einkaufen verwendet werden.
Dr. Patrizia Wackers
Es handelt sich also nicht nur um ein einmaliges Kunstprojekt?
Johannes Volkmann
Nein, meine Kunstaktionen dauern meist mehrere Jahre. Das sollen sie auch, damit sie sich entwickeln können und möglichste viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene weltweit daran teilnehmen können. In einem zweiten Schritt sollen die Tüten weiter zu Verantwortungsträger:innen in Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft getragen werden. Im Laufe des Jahres können Menschen weltweit ihre erlebte „Geschichte des friedlichen Handelns“ auf ein extra Papier schreiben und stecken diese dann in die Tüte.

Parallel dazu schicken die katholischen Hilfswerke die Tüten zu ihren Partnerorganisationen in die ganze Welt, wo sie von Kindern und Erwachsenen gestaltet werden können.

Alle gestalteten Papiertüten mit ihren Beiträgen und Gedanken zum Frieden sollen dann, zum Abschluss des Projektes – Anfang 2022 – in München in einer Ausstellung und Theateraufführung gezeigt werden.
Dr. Patrizia Wackers
Ihr Handwerk haben Sie in einer Holzschnitzschule in Oberammergau gelernt. Dann haben Sie an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg das Studienfach „Kunst und öffentlicher Raum“ studiert. 1995 haben Sie Das Papiertheater in Nürnberg gegründet. Wie verstehen Sie Ihre Kunst?
Johannes Volkmann
Als Holzbildhauer habe ich in der Regel allein gearbeitet. Mit der Gründung von Das Papiertheater hat sich das geändert. Dieses freie Theater lebt von Inszenierungsformen zwischen bildender, darstellender und sozialer Kunst. Wir haben sie „Gesellschafts-Inszenierungen“ genannt, denn sie finden immer im Dialog statt. Ein künstlerisches Konzept ist die Basis und dann beginnt der offene Prozess, wobei wir an aktuellen Themen der Zeit arbeiten. Für diese Arbeitsweise haben wir jetzt erfreulicherweise 2020 ein Stipendium von der Kulturstiftung des Bundes zur Weiterentwicklung der „Gesellschafts-Inszenierungen“ bekommen, was mich natürlich sehr gefreut hat.
Dr. Patrizia Wackers
Das Thema „Frieden“ stand schon in den letzten Jahren im Mittelpunkt Ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Was hat sie zu diesem Projekt bewogen?
Johannes Volkmann
Das Friedensprojekt hat seinen Ursprung eigentlich im Jahr 2008, nämlich mit der Frage „Was ist unbezahlbar?“ Als Reaktion auf die Bankenkrise errichteten wir in mehreren Ländern einen großen Tisch im öffentlichen Raum. Ein gemeinsamer Nenner wurde deutlich: „Kinder sind unbezahlbar – so auch ihr Wohlergehen». Daraus entwickelten wir das Projekt „Konferenz der Kinder“, das rund vier Jahre ging. Bei der 1. Gipfelkonferenz der Kinder im September 2018 forderten Kinder und Jugendliche aus 30 Ländern dazu auf, Waffen abzuschaffen und Kriege zu beenden. Seitdem sammeln sie weltweit Spielzeugwaffen aus Plastik, um so ihrem Wunsch nach Frieden symbolisch Ausdruck zu verleihen.

Aus allen gesammelten Plastikwaffen, entstand am 18. Oktober 2019, bei der 2. Gipfelkonferenz der Kinder eine vier Meter hohe «Skulptur des Friedens», die auf dem früheren Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg aufgestellt wurde. Kinder und Jugendliche aus 19 Ländern beteiligten sich daran und fassten den Beschluss, dass die weltweite Plastikwaffensammlung bis zum Jahr 2022 weiter gehen soll. Auch an anderen Orten in der Welt sollen weitere „Säulen des Friedens“ entstehen.
Dr. Patrizia Wackers
Was hier geschieht, ist also quasi eine Abrüstung „von unten“, vom „Kinderzimmer“ aus. Was ist Ihre dahinterliegende Vision?
Johannes Volkmann
Ich denke an einen „Weltgerichtshof der Kinder“, um Kindern und Jugendlichen auf der Welt ein Forum zu geben, sich zu weltpolitischen Themen zu äußern. Der Grundstein ist damit schon gelegt und Politiker:innen auf der ganzen Welt sind angesprochen, diese Idee zu unterstützen. Der Internationale Gerichtshof im niederländischen Den Haag, dient hier als Vorbild. Die Idee ist aus der 1. Gipfelkonferenz der Kinder entstanden. Doch es sollte besser „Welt-gerechts-hof“ heißen, denn wenn Recht gesprochen ist, heißt das noch lange nicht, dass es auch Gerechtigkeit gibt.

Informationen: www.konferenz-der-kinder.de / www.dasPapiertheater.de
Dr. Patrizia Wackers
FRIEDEN LEBEN: Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt ist ein gemeinsames Kunstprojekt der katholischen Hilfswerke MISEREOR in Bayern, Missio München und Renovabis, in Zusammenarbeit mit der Domberg-Akademie. Stiftung Erwachsenenbildung der Erzdiözese München und Freising sowie der Abteilung Weltkirche der Erzdiözese München und Freising und Ihnen, Herr Volkmann, von Das Papiertheater. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den katholischen Hilfswerken?
Johannes Volkmann
Es ist das erste Mal, dass ich mit der katholischen Kirche zusammenarbeite, denn ich bin evangelisch und es ist ein wirklich gutes Zusammenwirken. Ich schätze die ökumenische Arbeit und bin begeistert von den Öffnungsprozessen von Papst Franziskus. Er ist eine starke und faszinierende Persönlichkeit in einer immer noch sehr konservativen Struktur. Ich staune, was durch ihn in Bewegung gekommen ist und was er beiträgt für eine „friedliche Welt“.

Und wenn man wirklich diese friedliche Welt entwickeln will, dann spielen die Religion und auch die Herkunft für mich keine Rolle. Die Basis ist der Wunsch nach Verständigung und dieser Wunsch muss von allen gleichermaßen geteilt werden.
Dr. Patrizia Wackers
Herr Volkmann: „Was tragen Sie bei? Für eine friedliche Welt».
Johannes Volkmann
Das Schöne an der Frage ist, dass sie einen begleitet. Sie geht mir immer wieder durch den Kopf, seitdem ich die Idee für diese Kunstaktion hatte. Und ich frage mich im Alltag oft in vielen Situationen wie ich jetzt handeln soll. Das hat bei mir auch schon ein paar konkrete Situationen zum Positiven gewendet.

Sich immer wieder, vor allem im täglichen Leben, zu fragen: „Was trage ich bei? Für eine friedliche Welt“ kann ich wirklich nur empfehlen!
Das Interview führte: Dr. Patrizia Wackers, Abteilung Weltkirche der Erzdiözese München und Freising